Um die Jahrhundertwende erfasst die sozialdemokratische Bewegung in ihrem Kampf um Freiheit und Recht Oberfranken. In Selbitz fanden sich einige Frauen und Männer im Jahr 1912 zusammen, um einen Ortsverein zu gründen. Leider geben keine Protokolle oder Aufzeichnungen mehr Aufschluss über die Aktivitäten in dieser Zeit. Einzig der Vereinsstander wurde über den Krieg gerettet. Er trägt das Gründungsjahr 1912. Alle Unterlagen wurden aus Furcht vor den Nationalsozialisten verbrannt. Auch in der Zeit nach dem Krieg gab es zunächst wichtigere Aufgaben, als das Führen von Protokollbüchern. Davon ausgenommen ist das akribisch geführte Ausgabenheft. Viele der Angaben beruhen auf Aussagen älterer Genossen, somit sind Lücken nicht auszuschliessen.
Ein alter Aufnahmeschein trägt das Eintrittsdatum 1903. Im Jahre 1912 wurde dann ein eigener Ortsverein gegründet. Als Gründungsmitglieder vermutet man:
Georg Zuber, Jakob Friedrich, Albrecht Meister, Heinrich Färber, Nicol Gossler, Hans Beyerlein, David Rank und Wilhelm Rank.
Die Treffpunkte waren damals die Gastwirtschaft Zuber, heute Adelt, und die Gastwirtschaft "Färberswonger" (Hausname), später Wölfel und Adam.
Der Ortsverein war eng verbunden mit anderen Organisationen der Arbeiterbewegung wie
Werner Peetz, Sohn von Karl Peetz, schreibt aus der Erinnerung seiner Familie:
"Die Mehrzahl der SPD-Mitglieder in Selbitz war sowohl im Arbeitergesangverein, als auch im Arbeiter-Turn- und Sportverein tätig. Ebenso waren sie Mitglied in Konsumgenossenschaft und Gewerkschaft. Es war dies der sozialdemokratisch ausgerichtete Allgemeine Gewerkschaftbund, im Gegensatz zu den christlich oder kommunistisch ausgerichteten Gewerkschaften. Zum Bau des Hofer Krematoriums durch den Feuerbestattungsverein trugen viele Selbitzer Mitglieder mit dem Kauf sogenannter "Bausteine" bei.
Die Aufgabenstellung von Reichsbanner und Eiserner Front ist mir nicht in Erinnerung geblieben. Ich weiss jedoch noch, dass viele Mitglieder dort tätig waren. Mitglieder des Reichsbanner mussten aus eigenen Mitteln eine Art Uniform finanzieren. Sie bestand aus einer Windjacke, Gamaschen und kaki-farbiger Mütze.
Ein öffentliches Auftreten dieser Organisation in Selbitz auf dem Friedrich-Ebert-Platz anlässlich der Trauerfeier für den verstorbenen Bürgermeister Georg Zuber ist mir noch in dunkler Erinnerung. Dies wurde auch durch meinen Vater bestätigt, der ebenfalls in dieser Organisation tätig war. Die Windjacke ist bis nach dem 2. Weltkrieg in unserem Haushalt erhalten geblieben."
Georg Zuber war in den 20'er Jahren Bürgermeister. Nach seinem Ableben übernahm Johann Saalfrank das Amt des Bürgermeisters. Es wurden die Häuser in der Jean-Paul-Straße für Kriegsversehrte gebaut, Gemeindehäuser in der Kulmbacherstraße und die ersten Häuser in der Hochstraße. 1933 wurden auch in Selbitz Sozialdemokraten und KPD'ler verhaftet. Besonders verdächtigt wurden Gewerkschaftler in Webereien und im Steinbruch. Ulrich Faber, damals KPD, war zunächst in Naila und Hof, später dann in Dachau interniert. Heinrich Frank, Leiter des KONSUMS, war in Marktbreit inhaftiert, im Zuchthaus Bayreuth und im Konzentrationslager Dachau. Bei vielen Mitgliedern wurde nach Schriften, Fahnen und Kassenbestände der Vereine gesucht. Selbst private Musikinstrumente des Spielmannszuges des ATS wurden beschlagnahmt. Christoph Ott, genannt "Ottentoffel", musste zusehen, wie auf seiner "Großen Trommel" von Nationalsozialisten der Takt geschlagen wurde. Beschlagnahmte Sportgeräte, Bücher und Fahnen wurden öffentlich verbrannt, der damalige selbsterstellte Sportplatz des ATS zum Müllplatz umfunktioniert.
Karl Peetz berief für den 02.12.1945 die Wiedergründungsversammlung ein. Bereits am 17.12.1945 wurde eine öffentliche Versammlung mit einem Referenten aus Hof abgehalten, er musste damals mit dem Schlitten aus Hof abgeholt werden. Die erhalten gebliebenen Aufnahmescheine weisen 17 Mitglieder aus. 1948 hatte der Ortsverein dann 148 Mitglieder. Die Währungsreform brachte dem Ortsverein viele Austritte. Der erste Vorsitzende war der Maurermeister Christian Ludwig.
Die folgende Aufstellung nennt die weiteren Ortsvereinsvorsitzenden nach 1945:
Von 1952 bis 1956 stellte die SPD den ersten Bürgermeister mit Josef Kohnen. In seine Amtszeit fällt die Stadterhebung. Gemeinsam mit anderen Gruppierungen bemühten sich die Sozialdemokraten in der Kommunalpolitik um die Geschicke in Selbitz. Sie gaben entscheidende Impulse zum Bau der "Heimkehrersiedlung" und auch zum Bau des Hallenbades. Gemeinde- und Stadträte der SPD nach dem Krieg waren: